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Leserbriefe aus dem 9 Im November 2023


Die Beatles im Jahr 1967

Die Beatles im Jahr 1967 Bild: dpa

„Now and Then“ von The Beatles +++ Paul McCartneys Leichtigkeit +++ Kenntnisse zum Nahostkonflikt +++ Äußerungen zum Nahostkonflikt +++ Kita namens „Anne Frank“

Respekt schadet nicht

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Zu dem Beitrag „Now and Then“, die Beatles und ihr neues Lied (F.A.Z. vom 2. November): Ein neues Lied der Beatles erscheint, 53 Jahre nach ihrer Auflösung. Es ist ihre erste neue Single seit „Real Love“ aus dem Jahr 1996. Künstliche Intelligenz hat es auf wundersame Weise ermöglicht, John Lennons Stimme aus einer kratzigen Demoaufnahme aus den Siebzigerjahren kristallklar hervorzuholen. Wenn man ihn a cappella in der Minidokumentation zur Neuerscheinung hört, läuft einem ein Schauer über den Rücken: Es ist, als spräche Lennon aus dem Totenreich zu uns. Entstanden ist zuletzt ein Lied, an dem alle vier Beatles beteiligt sind. Es ist ein schönes Lied – kein „A Day in the Life“ oder „Yesterday“, aber dennoch schön. Fans in Kommentarspalten auf Youtube und anderen Plattformen berichten, tief berührt davon zu sein, nach so vielen Jahren eine neue Veröffentlichung der größten Band der Musikgeschichte zu erleben; einige berichten sogar, zu Tränen gerührt zu sein. Manche verfolgen John, Paul, George und Ringo seit ihrem Durchbruch. Manche erst seit Kurzem.
Und in der F.A.Z. erscheint am 4. November „Weltkulturerbe in Noten“ verfasst von Edo Reents. Der hat offenbar eine Rechnung offen: „Restposten“, „Totgeburt“, „Rohrkrepierer“ – mit diesen Worten belegt er das Stück. Den Text von John Lennon hält er für banal. Aber damit ist es nicht genug: Er legt Paul McCartney völlig aus der Luft gegriffen Worte in den Mund, nach denen er die Veröffentlichung von „Now and Then“ nur forciert hat, um nachzuweisen, dass er der bessere Songwriter als John Lennon sei: Paul, der sichtlich gerührt darüber sprach, wie durch Peter Jacksons KI-Methode Johns Stimme, die Stimme seines ermordeten Freundes, plötzlich in aller Klarheit zu hören war. Angesichts des Renommees der F.A.Z. hätte ich zu dieser historischen Veröffentlichung eine würdigere Haltung erwartet. Gewiss, über Geschmack lässt sich streiten, aber der Ton macht die Musik, und Respekt hat noch niemandem geschadet. Nicht jede Meinung ist es wert, gehört zu werden, jenes neue Lied der Beatles allerdings schon. Nikolai Schühly, Bochum

Wir wissen es nicht

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Zu dem Artikel „Weltkulturerbe in Noten“ (F.A.Z. vom 4. November): Sie stellen Paul McCartneys Leichtigkeit in ein Verhältnis zu seinem Musizieren und zu seinem Leben. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Die Leichtigkeit ist das Kriterium seiner Genialität, der Genialität seiner Kompositionen, nicht des Musizierens und Komponierens; von den Umständen des Komponierens, ob und was ihn das an Blut, Schweiß und Tränen gekostet hat, wissen wir nichts. Wir wissen auch nicht, worauf es Heather Mills in der Ehe mit Paul McCartney abgesehen hatte, mit Aussagen darüber sollte man vorsichtig sein, das geht schnell in Richtung Rufschädigung und üble Nachrede. Schadenfrohe Kritiken gibt es nicht, nur schadenfrohe Kritiker. Thomas Leschke, Frankfurt am Main

Die Angst unter Juden ist sehr verbreitet

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Seit dem Pogrom am 7. Oktober im Süden Israels, verübt durch die terroristische Hamas, berichtet und kommentiert die F.A.Z. sehr ausführlich und in der Regel kenntnisreich über das Geschehen und die Auswirkungen auch hierzulande. Dafür zolle ich Ihren Redakteuren meinen Respekt. Das gilt für alle Sparten der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Wie Leser Wehmeier (F.A.Z. vom 4. November) möchte ich besonders den Artikel von Edo Reents „Näher, Israel, bei dir“ (F.A.Z. vom 28. Oktober) hervorheben, der herausragt. Dagegen fällt leider der Beitrag von Nikolai Klimeniouk ab (F.A.Z. vom 3. November): „Sie wollen, dass wir Angst haben“, so die Überschrift; am Ende stellt der Autor fest: „Niemand, den ich kenne, hat Angst.“
Ich glaube, da kennt er offenbar zu wenige Juden in Berlin und anderen deutschen Städten, denn die Angst unter ihnen ist schon sehr verbreitet, und das aufgrund von Übergriffen und anderem mehr, leider zu Recht. Mir scheint, es geht hier in erster Linie weniger um die reale Lebenswirklichkeit in den jüdischen Gemeinden, sondern um eine Breitseite gegen den „Spiegel“. Dies wird dem Ernst der Lage nicht gerecht. Dazu gehört, dass es offensichtlich in großen Teilen unserer Bevölkerung, einschließlich der mit Migrationshintergrund, an Basiswissen über den israelisch-palästinensischen Konflikt und den Islam mangelt. Vor allem den Jüngeren täten mehr Informationen, durchaus aus verschiedenen seriösen Quellen, gut – abseits der von den meisten von ihnen bevorzugten sozialen Medien. Das ist folglich die Stunde der schulischen und außerschulischen politischen Bildung! Deshalb kann man nur an die Fachpolitiker im Bundestag appellieren, die von der Regierung geplanten massiven Kürzungen für die Bundeszentrale für politische Bildung in den Haushaltsberatungen abzulehnen.
Wichtig dabei: Angesichts der aktuellen Herausforderungen (Antisemitismus und mehr) wäre es der falsche Weg, wie so oft zuvor den Fokus auf die Finanzierung rasch aufgelegter und zeitlich begrenzter Projekte zu legen. Vielmehr ist die seit Jahrzehnten betriebene Grundlagenarbeit der von der Bundeszentrale für politische Bildung geförderten freien Träger der außerschulischen politischen Bildung abzusichern. Da die politische Bildung in den Schulen Ländersache ist, sind hier die Kultusminister gefordert. Rainer Ratmann, Hünstetten

Rechtfertigung statt Belehrung

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In seinem (wie so oft recht scharfzüngigen) Kommentar zum derzeitigen „Volkssport namens ‚Israel-Kritik‘“ prangert Edo Reents (F.A.Z. vom 28. Oktober) zu Recht die takt- und gedankenlosen Ratschläge an, die derzeit von deutscher Seite dem „grauenhaft heimgesuchten Land“ gegeben werden. In diesem Zusammenhang heißt es bei Reents: „Vollends unpassend wirkt es, jedenfalls aus deutschem Mund, wenn die Bundesaußenministerin Israel nicht nur das ‚Recht‘, sondern auch die ‚Pflicht‘ attestiert, seine jüdische Bevölkerung zu schützen, als käme dieser Staat nicht von alleine auf diesen Gedanken.“
Nimmt man die zitierte Äußerung von Frau Baerbock jedoch nicht als eine allgemeine Aussage, sondern bezieht sie auf den spezifischen Redekontext zurück, bekommt sie einen anderen Sinn. Baerbocks einschlägige Äußerung vor dem UN-Sicherheitsrat, vor der UN-Vollversammlung oder vor arabischen Diplomaten zielte nicht auf eine Belehrung Israels, sondern war als Rechtfertigung für das Vorgehen des israelischen Militärs gegenüber den Kritikern Israels gedacht. Nicht an Israel war Baerbocks Äußerung gerichtet, sondern an dessen Feinde. Dass Politiker ihre Statements auf die jeweiligen Adressaten abstimmen und dabei sogar Widersprüche zwischen ihren eigenen Aussagen in Kauf nehmen, gehört zum politischen Geschäft und ist bei der Interpretation einzelner Aussagen zu bedenken. Schon mittelalterliche Prediger wussten um die Möglichkeit und Notwendigkeit, unterschiedlichen Hörerschaften unterschiedliche Botschaften zukommen zu lassen. Die durch die Adressaten bedingte Funktion einer Rede bestimmt auch deren Inhalt. Professor em. Dr. Rüdiger Schnell, Tübingen

Anne Frank

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Der Kommentar „Kita will Anne Frank loswerden“ von Sandra Kegel in der F.A.Z. vom 5. November spricht mir aus der Seele. Hervorragend! Dieser Text wäre mein Leserbrief an die „Volksstimme“ gewesen, wenn ich ihn so hätte formulieren können. Angesichts der wachsenden Gefahr, die von rechts ausgeht, sollte man Anne Frank viel mehr thematisieren, statt sie vergessen zu machen. Mein Mann als Geschichtslehrer behandelt Anne Frank im Unterricht, obwohl es kein Unterrichtsstoff ist. Zunehmendes Verdrängen sorgt für Vergessen. Geschichte wiederholt sich. Wir sind auf dem besten Wege. Hendrike Sierig, Rätzlingen

Absolut grotesk

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Mit Entsetzen habe ich „Eine Kita will Anne Frank loswerden“ (F.A.Z. vom 5. November) von Sandra Kegel gelesen, bei dem es um die Namensänderung der Kita „Anne Frank“ in Tangerhütte geht. Ich habe den Zweiten Weltkrieg als Kind miterlebt und später erfahren, welch unseliges Leid dem jüdischen Volke zugefügt worden ist. Wie die politische Lösung des immerwährenden Nahostkonflikts aussieht, vermag ich nicht zu sagen. Auch das jüdische Volk hat ein Anrecht auf ein eigenes Land, auf eine Heimat. Die Argumentation – wegen Umstrukturierung sei eine Namensänderung der Kita in Tangerhütte notwendig – ist absolut grotesk. Ursula Katharina Balken, Vöhringen

Quelle: F.A.Z.

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Author: Thomas Brown

Last Updated: 1703337603

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